Zwei beeindruckende Aufführungen im Februar und September des geschichtsträchtigen Jahres 2018 beweisen: Das Theaterspielen am BG/BRG/BORG Kapfenberg hat nicht nur Tradition, sondern erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Nach dem im Jahr 2015 aufgeführten „Lumpazivagabundus“ von Johann Nestroy präsentierte die Slonisgarde knapp nach Schulbeginn die berühmteste Posse des Dichters der Biedermeierzeit: „Einen Jux will er sich machen“. Mit Hilfe vieler Kunsttricks, wie z. B. der Teilung und Doppelbesetzung von Rollen, konnten alle 28 Schüler/innen, die aus 14 Klassen kommen, vier wunderbare Aufführungen im Spiel!Raum bestreiten. Zwei Stunden atemberaubende Situationskomik, Verkleidungen, Verwechslungen, der berühmte Nestroy`sche Sprachwitz und die unterschwellige Gesellschaftskritik boten dem Publikum Unterhaltung pur!
Dass die Aufführung einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Schultheaters am BG/BRG/BORG Kapfenberg gesetzt hat, verdankt sie vielen glücklichen Umständen. Einerseits der begeisterten Schar von Schüler/innen, die schon einige Zeit in der Gruppe mitspielen und den vielen Neueinsteiger/innen aus den Oberstufenklassen, andererseits den Schüler/innen der diesjährigen 8. Klassen, die motiviert von der letztjährigen Musical-Aufführung, in der sie in den Hauptrollen brilliert haben, diese Produktion erst ermöglichten.
Die Arbeit mit dem Originaltext stellte eine große Herausforderung dar, der Gruppe gelang es aber sehr bald mit Hilfe von lustigen Ideen, origineller Kostüme (die zum Teil aus dem Fundus der Vereinigten Bühnen Graz stammen), der spartanischen, aber aussagekräftigen Gestaltung der Bühne und der Auswahl der musikalischen Untermalung durch Anja Hornung (8a) und Katharina Trafella (8d) auch diesem Text ihre persönliche Note zu verleihen. Mittels kurzer Zusammenfassungen, die von den beiden Erzählern Moses Breitegger (5a) und Michael Becker (6a) kompakt und gut verständlich vorgetragen wurden, konnten die fehlenden technischen Möglichkeiten der von allen geliebten Spiel!Raum-Bühne kompensiert werden.
Und als ob Nestroy das Stück für die Slonisgarde geschrieben hätte – im Laufe der Proben kristallisierte sich heraus: Raphael Dietmaier (8a) schlüpfte in die Rolle des legendären Weinberl und spielte sie, als ob sie sein eigenes Leben wäre – nämlich als einen „verfluchten Kerl“, der einmal so „richtig auf den Putz hauen“ möchte, so gegen alle „Regeln“ verstößt und mit Charme, Charisma und Authentizität nicht nur seinen Vorgesetzten, sondern vor allem die Damenwelt mehr als beeindruckt! Kongenial auch seine „beiden“ untertänigen, aber auf ihren eigenen Vorteil bedachten Lehrbuben Christoph und Christopherl, gespielt von Albert Formanek (4b) und Leo Freund (4b). Das Dreiergespann agierte mit Witz, Lebenslust und mit einem unvergleichlichen steirischen Dialekt (Da hätten die Wiener/innen geschaut! – Die Steirer/innen können ihnen ohne Wenn und Aber sprachlich und vor allem in ihren wunderbaren Trachten absolut Paroli bieten!) und einer Leichtigkeit, die kontinuierlich auftauchenden Probleme gemeinsam zu meistern, sodass so mancher im Publikum sicher gerne mitgespielt hätte!
1842 – Erstaufführung des Stückes – ja – und die Emanzipation der Frau war damals auch auf der Bühne noch ein Fremdwort. Die Männerrollen nehmen in diesem Stück eine dominante Stellung ein (Ein Glück, dass wir im Moment so wunderbare männliche Darsteller in der Gruppe haben), dennoch führen die Frauen in ihren kurzen Auftritten ohne großes Brimborium das Regiment!
Und Männer hatten es (auch wenn sich unser Mitgefühl in Grenzen hält) auch damals nicht leicht: Obwohl der Gewürzkrämer Zangler (dargestellt von Markus Götschl, 8 a), der Chef von Weinberl und den Lehrbuben, über alles erhaben sein sollte, erleidet er das Schicksal vieler seiner Nachfolger/innen. Das Personal tut halt nicht so, wie es sollte! Markus gelang es beeindruckend, seine bemitleidenswerte Position als Chef und zukünftiger Ehemann, „umgeben von albernen Wesen, langweiligen Wesen, schlechten Wesen – als geplagtes Wesen“ mehr als authentisch auf die Bühne zu bringen. Er hat es z. B. mit einem egozentrischen, unzuverlässigen Schneidermeister (Michael Becker, 6 a) zu tun, der mit seiner kleinen, aber beeindruckenden Rolle die Tradition der „ganz besonderen Talente“ in der Slonisgarde exzellent fortsetzt (Michael wird noch von sich hören und sehen lassen), einer selbstbewussten, etwas störrischen aber treuen Wirtschafterin, beeindruckend dargestellt von Katharina Rock (6a)/ Johanna Garger (5a) und originellen und äußerst selbstbewussten Hausknecht/innen (!) gespielt von Sebastian Leichtfried (4b), Miriam Heigl (5a), Moritz Trafella (8c), mit denen er nicht nur dienstherrliche, sondern auch philosophische Auseinandersetzungen auszufechten hat. Für alle, die die Produktion miterleben durften, ein Höhenflug der Darsteller/innen in den sogenannten Nebenrollen – sie alle haben mit Bravour zum Erfolg der Produktion beigetragen!!
Nestroy ist bekannt für Situationskomik und Gesellschaftskritik – er war aber auch ein Autor, der erkannte: Ohne die Liebe, die himmlische Macht, geht doch gar nichts! Aber diese bringt halt auch Probleme mit sich, vor allem im 19. Jahrhundert, in dem das Geld vor den Gefühlen gereiht wurde. Als ob sie in eine Zeitmaschine gestiegen wären: Authentisch und beeindruckend spielten Sylena Herbst (5a) /Katharina Trafella (8d) Zanglers Mündel Marie und Alexander Hochörtler (8a) den ungewünschten Liebhaber Sonders.
So manch weibliche Zuschauerin ist sichtlich hinweggeschmolzen, die Bemühungen von August Sonders um seine Marie und vor allem seinen Einsatz zwischen Leben und Tod mitzuerleben. Nestroys Stücke lassen auch im 21. Jhdt. die Frauenherzen höher schlagen, noch dazu, wenn man sieht, wen sich Sonders auserkoren hat! Ja – und so manch männlicher Zuschauer wird in Marie seine eigene, oft „gespielt hilflose“, aber doch bestimmende Frau wiedererkannt haben!
Auch wenn es nun unhöflich scheint – die restlichen Frauenrollen kommen trotzdem zum Schluss – und das ist beabsichtigt, denn aus ihren Auftritten wird klar: Nestroy hat die Emanzipation vorhergesehen und in seine Frauenfiguren verewigt.
Freundschaft, Zusammenhalt, Diplomatie – Eigenschaften, die die Frauen in Nestroys Stück bestimmen! Da wären Frau von Knorr (Viktoria Gsodam 5b/ Hannah Malburg 6b) und Frau von Fischer (Miriam Breitegger 7c/ Anja Hornung 8a.) Gemeinsam gelingt es ihnen, die von sich überzeugte Männerwelt dorthin zu führen, wo sie sie haben wollen – nämlich in den Hafen der Ehe. Mit Witz, Charme, Humor und großem Intellekt gelingt es ihnen, die selbstherrlichen Männer in unangenehme Situationen zu manövrieren, aus denen sie diese dann, ihrem Geschlecht entsprechend, als Sieger hervorgehen lassen!
Alkohol, Drogen, polizeiliche Ordnung – auch diese Probleme bestimmen das Stück und unvergesslich werden die Rollen der jungfräulichen und unglücklichen Frau Blumenblatt (Steffie Eschbach, 6a) und des umsichtigen, oftmals aber überforderten und daher im Alkohol Trost suchenden Wachters (Lorenz Andrieu, 4d) bleiben. Gemeinsam mit den weiteren Personen des Dienststandes Philippine (Melissa Dauti, 4a/Miriam Gallobitsch, 5d), der Hausmeisterin (Katharina Graf, 4a), Lisette (Martina Pieber 5c/ Leonie Kreuzig, 6b), der Kutscherin (Marjana Jankovic, 7a), des Gauners Rab (Andrieu Lorenz, 4d) und des Herrn Brunninger (Moses Breitegger, 5a) wurde das Stück gekonnt in die Zeit Nestroys verlegt und alle, die die Handlung noch einmal Revue passieren lassen, werden erkennen, Nestroy ist auch heute noch aktuell – er hat Figuren und ihre Charaktere porträtiert, die ob ihrer Menschlichkeit unsterblich sind!
Ja – und bevor wir den Schlusssatz kreieren: Ein Geheimrezept der Slonisgarde ging auch dieses Mal auf: Die Größe der Rollen wird traditioneller Weise nach den Jahren vergeben, die ein Mitglied in der Gruppe mitgewirkt hat. In dieser Produktion finden sich neben den wunderbaren Darsteller/innen aus den achten Klassen (vielen Dank dem Musiklehrer/innen-Team der Schule) aber noch zwei Namen, die noch keinen „Weltruhm, äh Slonisgarde-Ruhm“ haben, die aber in den nächsten Nachbetrachtungen von sich hören lassen werden! Die umsichtigen und höflichen Kellner (Joshua Schriebl, 4b und Julian Hirschler, 5a). Die beiden haben wie der Schneidermeister Michael Becker gezeigt – da gibt es Talente, die es sich verdient haben, bei der nächsten Produktion eine größere Rolle zu bekommen!
Ja – und das bedeutet – wir sind auf der Suche nach einem neuen Stück – wir sind stolz darauf, so wunderbare Menschen betreuen zu dürfen und wir würden uns freuen, auch im nächsten Schuljahr, kurz nach Schulbeginn, verkünden zu dürfen:
Die Slonisgarde lädt zur diesjährigen Theaterproduktion ein: …
Und es gäbe da noch viel zu erzählen und Wehmut kommt auf, denn die diesjährige Aufführung war wieder mit einem endgültigen Abschied von unseren Maturant/innen verbunden. Wir bedanken uns an dieser Stelle für die wunderbare Zusammenarbeit und die gemeinsame Freude am Spielen. Die Slonisgarde wünscht Alexander, Anja, Katharina, Markus, Moritz und Raphael viel Erfolg für die bevorstehende Matura und wir alle hoffen, dass wir euch bei unserer nächsten Produktion (vielleicht schon im Oktober 2019) im Spiel!Raum begrüßen können!
Und – damit die Aufführung für immer in unseren Köpfen bleibt – gibt es wunderbare Fotos und ein Video von Frau Mag. Madeleine Lenger, einer jungen Kollegin, die mit Begeisterung seit dem Vorjahr die Theatergruppe mitbetreut und gemeinsam mit Kollegin Mag. Sabrina Gamperl-Moser die Freude am Theaterspielen mit ihrem Einsatz auch in den nächsten Jahren ermöglichen wird: DANKE!
Ja – und wir bedanken uns an dieser Stelle auch herzlichst bei unserem Publikum – der Applaus klingt noch in unseren Ohren und gibt uns Kraft und Freude, eine neue Produktion vorzubereiten!
Unsere Freude am Spielen wird durch die finanzielle, praktische und ideelle Unterstützung unserer Förderer und Sponsoren erst ermöglicht:
Ein herzliches „Dankeschön“!
Schauspieler/innen
Unsere Theaterproduktion läuft nach einem wiederkehrenden Modus ab und kann auf ein traditionsreiches Netzwerk aufbauen.
Ein riesengroßes Dankeschön stellvertretend für alle HelferInnen vor der Aufführung, während der Aufführung, hinter der Bühne, beim Buffet ergeht an:
Mag. Sabrina Berger, Mag. Angelika Donnerer, Mag. Gertrude Gmeinbauer, Mag. Gabriele Kaltenegger, Mag. Christine Rohr, Andreas Kapfer, Florian Leonadis, Johannes Tunner, Anna Weghofer, SchülerInnen der 7c, 8a, an Andreas Weißenbacher und dem Schulwarteteam.
Die Slonisgarde ist Mitglied von LAUT!
Der Reingewinn der Veranstaltung wird für die Ausgaben der Produktion und für die Weiterbildung der Theatergruppe verwendet und die Einnahmen aus dem Buffet kommen dem
Sozialfonds des BG/BRG/BORG Kapfenberg „Mission Possible“ (Initiatorin Mag. Angelika Donnerer) zugute.
Und – die Herbstferien sind zu Ende – wir arbeiten weiter – wir sind auf der Suche nach einem neuen Stück und wir freuen uns, für alle Schüler/innen, die gerne Theater spielen wollen, Workshops in den nächsten Wochen anbieten zu können. „The show must go on“ – Die beiden Betreuerinnen der Theatergruppe freuen sich auf neue Herausforderungen!
Text: Mag Sonja Sloniowski
Fotos: Mag. Madeleine Lenger
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